Wechselbäder bringen den Kreislauf in Schwung
Eisbaden ist hip und nicht nur dem Klima zuliebe beenden immer mehr Menschen ihre Dusche kalt. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Wechselbädern und dem damit verbundenen Reiz, der den ganzen Körper anregt und stärkt, macht Schule und wird vor allem zur Vorbeugung von Krankheiten, der Stärkung des Immunsystems und der generellen Steigerung des Wohlbefindens verstärkt eingesetzt. Als Behandlungsmethode gut entwickelt und leicht auch Zuhause umsetzbar ist dabei beispielsweise die Kneipp-Kur, wie sie von Sebastian Kneipp angewandt und berühmt gemacht wurde.
Was sind Wechselbäder?
Heiß- und Kaltwasserbäder haben in vielen Kulturen überall auf der Welt Tradition und werden auch in Deutschland seit langer Zeit eingesetzt. Bei dieser einfachen Hydrotherapie-Technik begibt man sich abwechselnd in heiße und kalte Wasserbäder, um dadurch den Kreislauf in Schwung zu bringen und ganz allgemein die Lebensgeister anzuregen. Oft werden solche Wechselbäder heute an Kurorten mit heißen Quellen durchgeführt.
Die Kneipp-Kur basiert auf dem Prinzip, dass Wasser zur Heilung und Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden kann. Es beinhaltet den Wechsel zwischen heißen und kalten Wasserbädern sowie anderen wasserbasierten Therapien wie Hydrotherapie, Wassertreten und kalten Nasspackungen. Die Theorie hinter der Kneipp-Kur besagt, dass das heiße Wasser die Blutgefäße erweitert, während das kalte Wasser sie verengt. Dieser Wechsel des Blutflusses soll die Durchblutung anregen und die allgemeine Gesundheit fördern.
So vielfältig wie die Formen und kulturellen Kontexte von Wechselbädern sind auch die Leiden, bei denen sie empfohlen werden. Da der Kontrast zwischen Kälte und Wärme im Allgemeinen den Kreislauf ankurbelt, können sie bei Problemen wie chronisch kalten Füßen oder Händen, Erschöpfung und Müdigkeit, Mangeldurchblutung oder Durchblutungsstörungen ohne organische Ursachen, sowie bei Krampfadern und zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems angewandt werden. Gleichzeitig wird den Wechselbädern ein positiver Effekt auf die Herz- und Kreislaufgesundheit nachgesagt.
Allerdings gibt es auch einige Kontraindikationen, bei denen man von regelmäßigen Kontrastbändern lieber absehen sollte. Vorsichtig sollten beispielsweise Menschen sein, die Probleme mit Entzündungen der Harnblase, der Nieren oder des Unterleibs oder ein erhöhtes Thromboserisiko haben.
Pionier der Wechselbäder: Sebastian Kneipp
Die Verwendung von heißen und kalten Wasserbädern wurde von Sebastian Kneipp, einem deutschen Naturheilpraktiker, populär gemacht, der eine als Kneipp-Kur bekannte Methode entwickelte. Sebastian Kneipp, der in Bayern als Priester tätig war, bezog seinerseits die Inspiration für die von ihm angewandten Kuren aus dem Buch eines Arztes aus Sachsen. Wechselbäder standen schon bevor Kneipp sie populär machte, hoch im Kurs und überall in Europa wurde über die Methode geforscht und geschrieben.
Nachdem Kneipp selbst in jungen Jahren an Tuberkulose erkrankt war und sich mithilfe von regelmäßigen Wechselbädern geheilt hatte, verfeinerte er seine Methode bei der Arbeit mit Menschen in seinem Umfeld. Weil Kneipp kein Arzt war, sah er sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt und wurde der ‘Kurpfuscherei’ bezichtigt. Trotz dieser Widrigkeiten gewann seine Methode, mit der er vielen Menschen helfen konnte, immer mehr an Beliebtheit.
"Die Natur ist die beste Apotheke."
Sebastian Kneipp
Heiße und kalte Wasserbäder zu Hause:
Während Kuren und Kurorte bis ins vergangene Jahrhundert hinein noch eine exklusive Veranstaltung für Mitglieder der gehobenen Klasse waren, wurde die Anwendung von heißen und kalten Wechselbädern unter Sebastian Kneipp für breitere Gesellschaftsschichten zugänglich. Für eine solche Anwendung muss man nicht in ein bekanntes Kurbad reisen, sondern kann selbst auch von Zuhause aus der eigenen Gesundheit etwas Gutes tun.
Um Zuhause Wechselbäder durchzuführen, füllt man zunächst zwei Wannen oder ausreichend große Behälter mit Wasser. In einem sollte heißes Wasser bei ca. 38-40 °C und in dem anderen kaltes Wasser bei ca. 15-20 °C sein. Sollte man keine Badewanne oder ausreichend große Behälter Zuhause haben, kann man sich auch bei lokalen Sauna-Anbietern erkundigen, die oft auch einen Bereich für Wechselbäder anbieten. Auch ein Wechselbad für die Füße kann eine Alternative zum Ganzkörper-Wechselbad bieten.
Vor der Anwendung sollte man den Körper gut vorheizen, dazu kann man mit einem warmen Bad beginnen oder sich durch Bewegung aufwärmen. Bevor man mit dem eigentlichen Wechselbad beginnt, sollte man außerdem testen, ob die Wassertemperatur im Warmwasserbad angenehm und nicht zu heiß ist, um Verbrennungen zu vermeiden.
Für eine Wasserbehandlung begibt man sich dann für etwa 5 Minuten zuerst ins heiße Wasser, bevor man in der kalten Wanne für 15 bis 20 Sekunden einen Kältereiz setzt. Diesen Wechsel vom heißen zum kalten Wasser sollte man insgesamt zwei bis dreimal durchführen, dabei kann man vorsichtig die Länge des Aufenthalts im kalten Wasser erhöhen, wenn sich das gut anfühlt.
Wechselbäder im Überblick:
Beginnen mit heißem Wasser:
Heiße Wasserwanne bei 38-40 °C für circa 5 Minuten
Wechsel ins kalte Wasser:
Nach 2 - 4 Minuten schnell in die Kaltwasserwanne wechseln,
dort für ca. 15 bis 20 Sekunden verbleiben, gleichmäßig atmen
Wiederholen:
Den Eintauchvorgang in heißes und kaltes Wasser 3-4 Mal wiederholen,
beginnend und endend mit dem heißen Wasserbad;
allmählich die Dauer von heißen und kalten Bädern erhöhen
Tipps für ein angenehmes und gesundes Wechselbad:
- Um die Wassertemperatur zu überprüfen und Verbrennungen zu vermeiden sollte unbedingt ein Thermometer verwendet werden
- Damit die Wechselbäder guttun und belebend wirken, muss man in erster Linie auf den eigenen Körper hören und die eigenen Grenzen achten. Also gilt: Sofort aufhören, wenn man sich unwohl fühlt oder negative Nebeneffekte bemerkt
- Genauso wie nach dem Saunieren sollte auch nach dem heißen und kalten Wasserbad eine Ruhephase eingeplant werden, in der man sich zurücklehnt und entspannt und damit den körpereigenen Prozessen Raum bietet
- Für spezielle Leiden und verstärkte Effekte oder einfach ein angenehmeres Bade-Erlebnis können aromatische Kräuter dem Bad beigefügt werden. Was sich hier eignet, können ExpertInnen am besten einschätzen
"Vorbeugen ist besser als heilen."
Sebastian Kneipp
Wer neben der Wassertherapie auch ernährungstechnisch etwas dafür tun möchte, den Kreislauf in Schwung zu bringen und sich energiegeladener zu fühlen, kann bei den Algen und Pilzen sein Glück finden. Sie können neben den Wechselbädern zusätzlich dazu beitragen, dass der Körper alles hat, was er braucht, um ein gesundes Immunsystem und ein aktives Alltagsleben aufrechtzuerhalten.
Salziges Superfood: Dulse
Der Lappentang (Palmaria palmata), auch Dulse genannt, ist eine mehrjährige, essbare Rotalge, die sich in eine Vielfalt von Formen auswachsen kann. Sie ist in der Regel braunrot bis purpurrot, hat eine ledrige Textur und wächst auf Steinen oder auf anderen Algen. Die Salzwasseralge ist im Atlantischen Ozean beheimatet und findet sich von Portugal bis ins Baltikum und auf Island genauso wie an der Küste Russlands, Kanadas, Alaskas, Japans und Koreas.
Bereits seit dem 6. Jahrhundert wird die Dulse als Nahrungsmittel eingesetzt, heute ist sie besonders in Irland, Island und Kanada wegen ihres leicht nussigen Geschmacks beliebt. Sie kann in der Küche als Geschmacksverstärker verwendet werden und wird sowohl frisch als auch getrocknet verzehrt. Weltweit gewinnt sie als Superfood zunehmend an Bekanntheit, denn die Alge bietet ein großes Spektrum an Mineralstoffen und Vitaminen und enthält zudem Spurenelemente wie Jod und einen hohen Proteinanteil.
Fazit
Heiß- und Kaltwasserbäder können eine einfache und effektive Möglichkeit sein, die Durchblutung zu verbessern, die Entspannung zu fördern und das Immunsystem zu stärken. Die von Sebastian Kneipp entwickelte Kneipp-Kur hat die Anwendung von Wasserbehandlungen als eine Form der Hydrotherapie populär gemacht, die man auch bequem Zuhause umsetzen kann. Dabei ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und gegebenenfalls die ÄrztIn oder HeilpraktikerIn des Vertrauens zu konsultieren. Um den Körper ganzheitlich zu stimulieren und seine gesunde Funktionsweise zu unterstützen, können außerdem Nahrungsergänzungsmittel wie Maitake und Dulse die Effekte der Wechselbäder unterstützen.