Schlafstörungen
10 Gründe, warum du schlecht schläfst
12. September 2023
Viele Menschen können bei Vollmond nicht schlafen, andere stört es, wenn nebenan der Hund bellt und wieder andere wachen mitten in der Nacht regelmäßig auf und sind hellwach. Während wir in der Kindheit und Jugend meist mit dem Schlaf der Gerechten gesegnet sind, fällt es vielen Menschen mit zunehmendem Alter immer schwerer, nachts genug Ruhe und Schlaf für einen richtigen Erholungseffekt zu bekommen. Dabei ist die nächtliche Regenerierungsphase äußerst wichtig für alle Funktionen des Parasympathikus, der nur in Entspannungsphasen aktiv wird. Dann findet die Verdauung statt und das Immunsystem wird besonders aktiv und schickt noch mehr Abwehrzellen und Antikörper durch die Blutbahnen als gewöhnlich. Auch unser Gehirn braucht Schlafphasen, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten und abzuspeichern. Wenn wir nicht gut schlafen, leidet also schnell unsere allgemeine Lebensqualität.
Um das zu ändern, sollte man zuerst einmal mögliche Stellschrauben an der eigenen Schlafqualität untersuchen.
10 Gründe, warum du schlecht schläfst:
1. Beruflicher und privater Stress
Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, ins Bett und Licht aus. Und genau dann beginnt das Gedankenkarussell auf Hochtouren zu laufen und es fallen einem unentwegt total wichtige Dinge ein, die nicht bis morgen warten können oder zumindest auf gar keinen Fall vergessen werden dürfen. Viele Menschen leiden im Alltag unter Dauerstress, sind ständig für die Arbeit oder auch privat zu erreichen und schaffen es auch nachts nicht abzuschalten. Der Mangel an Schlaf und Erholung rächt sich allerdings schnell und sie sind tagsüber abgeschlagen und erschöpft und schaffen all die vielen Dinge, die sie sich vorgenommen haben, nicht. Stressbedingte Schlafstörungen führen zu einem Teufelskreis, unter dem eine Vielzahl an Menschen heute leidet. Zum Glück beschränken sie sich meist auf bestimmte, besonders anstrengende Lebensphasen oder sind mit den richtigen Maßnahmen recht leicht in den Griff zu bekommen.
2. Ungünstige Schlafbedingungen
Auch wer nicht unter Stress leidet, kann am Schlafen gehindert werden, denn auch ohne Unruhe im Inneren können äußere Reize dafür sorgen, dass man nicht gut schläft. Das kann an einem unbequemen oder unpassenden Bett oder an zu viel Licht im Schlafzimmer liegen. Häufiger sind aber Umgebungsgeräusche ein Grund für Schlafstörungen. Vor allem nach dem ersten Kind klagen viele Eltern darüber, dass sie nun geräuschempfindlicher sind und nicht mehr so gut schlafen. Die Nachbarn, Straßenlärm von draußen oder ein schnarchender Bettgenosse können hier zum Problem werden.
"Der Schlaf verhält sich nicht wie ein Hund, der kommt, wenn man ihn ruft. Er verhält sich eher wie eine Katze, die kommt, wann immer sie will."
Friedrich Nitschke
3. Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird von der sogenannten inneren Uhr geregelt, die jede und jeder von uns in sich trägt. Sie reguliert eine Art inneren 24-Stunden-Rhythmus, den unser Körper jeden Tag in einer ähnlichen Art und Weise durchläuft. Dadurch sind unsere verschiedenen Zellen miteinander synchronisiert und unsere Körperfunktionen können reibungslos ablaufen. Die innere Uhr lässt sich sogar in unseren Körperzellen nachweisen und ihre molekulare Regulation wurde sogar schon in den 1980er-Jahren entschlüsselt. Für unsere persönliche innere Uhr spielen unsere Gene eine große Rolle, weshalb einige Menschen geborene Frühaufsteher sind, während andere eher zu den Langschläfern gehören.
Aber auch das Umgebungslicht hat einen großen Einfluss auf unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. In unserem Gehirn befindet sich der Hypothalamus, der unter anderem das Schlafhormon Melatonin ausschüttet. Er reagiert dabei allerdings auf die uns umgebenden Lichtverhältnisse und schüttet das beruhigende Hormon nur bei Dunkelheit aus. Ist es allerdings abends zu hell, wird kein Schlafhormon ausgeschüttet und wir werden nicht richtig müde. Durch das elektrische Licht und die Angewohnheit, die Zeit vor dem Einschlafen vor einem Bildschirm zu verbringen, leiden inzwischen viele Menschen an Einschlafproblemen. Ein automatischer Nachtmodus auf den technischen Geräten kann dieses Problem zumindest teilweise lindern.
4. Zeitumstellungen und Langstreckenflüge
Die Zeitumstellung ist nicht umsonst ein heiß diskutiertes Thema. Viele Menschen, die schon früh mit der Arbeit beginnen und auf dem Bau oder in der Landwirtschaft für ihre Arbeit auf das Tageslicht angewiesen sind, profitieren auf der einen Seite arbeitstechnisch von der alljährlich zweimal durchgeführten Zeitumstellung um je eine Stunde. Auf der anderen Seite leiden immer mehr Menschen gerade in diesem Zusammenhang unter Gefühlsverstimmungen und Mattheit. Vor allem diejenigen, die in der dunklen Jahreszeit ohnehin schon mit Winterdepressionen zu kämpfen haben, wirft die Zeitumstellung oft aus der Bahn und sie können über mehrere Wochen danach nicht gut schlafen. Ähnliches gilt für Langstreckenflüge, nach denen Menschen durch die Zeitverschiebung zwischen zwei Orten unter Jetlag leiden.
5. Schichtarbeit
Auch bei Menschen, die in Schichtarbeit sind, kommt die innere Uhr schnell aus dem Gleichgewicht. Wenn sich die Arbeitszeiten immer wieder ändern, kann sich der Schlaf-Wach-Rhythmus nur schwer einstellen, was oft mit großer physischer und psychischer Belastung verbunden ist. Wenn man allein lebt, lässt sich der fehlende Schlaf aus einer Nacht voller Arbeit oft auch in den Tagesstunden nachholen. Besonders schwer fällt die Schichtarbeit aber Menschen, die in einer Familie zusammenleben, die ihren Tag-Nacht-Rhythmus nicht genauso teilt.
"Gut schläft, wer gar nicht merkt, dass er schlecht schläft."
Publilius Syrus
6. Schmerzen und hormonelle Erkrankungen
Vor allem alte Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, schlafen oft sehr schlecht. Aber auch hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Hypophysenerkrankungen oder Probleme der Nebennierenrinden können die Schlafqualität ganz erheblich beeinträchtigen. Schmerzen jeder Art können im Körper dafür sorgen, dass Stresshormone ausgeschüttet werden, wir uns nicht entspannen können und vom Schlafen abgehalten werden.
Wacht man immer wieder zur gleichen Zeit während der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf, kann es interessant sein, sich näher mit dem Konzept der Organuhr aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auseinanderzusetzen. Dieses geht davon aus, dass im täglichen Energiekreislauf des Körpers jedes Organ eine Phase der stärksten Aktivität, aber auch eine der besonderen Ruhephasen hat. Diese Phasen nicht zu missachten hilft nach Meinung der TCM bei der Gesunderhaltung des jeweiligen Organs. Es kann spannend sein, sich anzuschauen, welches Organ möglicherweise mit dem regelmäßigen Erwachen zusammenhängt und ob man es eventuell stärken kann.
7. Erkrankungen des Gehirns
Eine Vielzahl unterschiedlicher neurologischer Erkrankungen, darunter auch Schlaganfall und Multiple Sklerose, verursachen Schlafstörungen und massive Tagesmüdigkeit. Viele Menschen leiden außerdem an nächtlichen Bewegungsstörungen wie dem Restless-Legs-Syndrom, bei dem sich die Empfindung der Beine verändert und es zu unwillkürlichen Beinbewegungen kommt. Das Syndrom ist äußerst unangenehm und die plötzlichen Bewegungen reißen Betroffene immer wieder aus dem Schlaf.
8. Alkohol und Medikamente
Während ein Glas Wein oder Bier am Abend den Kopf ein wenig in Watte packen und damit das Einschlafen erleichtern kann, können größere Mengen an Alkohol uns am Durchschlafen hindern. Außerdem verringert sich unter dem Einfluss von Alkohol unsere Schlafqualität und die nächtlichen Stunden sorgen nicht für den nötigen Erholungseffekt. Genauso können Medikamente, die oft ursprünglich gegen ganz andere Beschwerden eingenommen werden, als Nebenwirkung Schlafstörungen mit sich bringen. Nimmt man dagegen spezielle Schlafmittel, weil man schon unter Einschlafproblemen leidet, hat das meist kurzfristig einen positiven Effekt. Werden solche Schlafmittel allerdings dauerhaft eingenommen, können sie zu einer Abhängigkeit führen und die Schlafprobleme nach einer Zeit nicht mehr lindern, sondern im Gegenteil sogar verstärken.
9. Psychisch bedingte Erkrankungen
Mehr als die Hälfte aller Schlafstörungen sind Vorboten oder Begleitsymptome psychischer Erkrankungen, die typischerweise Ein- und Durchschlafstörungen und ein Gefühl der Müdigkeit während des Tages mit sich bringen. Depressionen verursachen oft ein frühzeitiges Erwachen, während Angststörungen das Einschlafen erschweren und Demenz den Schlaf-Wach-Rhythmus verändert. Das kann so weit gehen, dass Betroffene nur noch tagsüber schlafen und die ganze Nacht wach sind.
"Wer sich nachts zu lange mit den Problemen von morgen beschäftigt, ist am nächsten Tag zu müde, sie zu lösen."
Rainer Haak
10. Nächtliche Atmungsstörungen
Rund 60 % aller Männer in Deutschland schnarchen beim Schlafen, bei Frauen sind es circa 40 %. Regelmäßiges lautes Schnarchen kann ein Warnsymptom dafür sein, dass jemand möglicherweise an einer nächtlichen Atmungsstörung leidet oder an einer solchen erkranken wird. Statistiken zufolge sind 2-5 % der Menschen in Deutschland von Atempausen, sogenannten Apnoen, während des Schlafens betroffen. Da in diesen Schlafapnoen, die im Durchschnitt circa 30 Sekunden andauern, nicht eingeatmet wird, kommt es dabei zu einer Abnahme des Sauerstoffgehalts im Blut. Ist dieser zu sehr abgesunken, findet eine natürliche Weckreaktion des Körpers statt, was den Schlaf der Betroffenen erheblich stört.
Meistens hängen diese Schlafapnoen mit einer zu intensiven Erschlaffung der Muskulatur zusammen, die in Verbindung mit einer angeborenen Verengung des Rachenraums zu Problemen führt. Wer von schweren Apnoen betroffen ist, kann oft viele Hundert Mal pro Nacht erwachen, weil der Körper unter Sauerstoffmangel eine erhebliche Menge an Stresshormonen ausschüttet. Daher kann eine Schlafapnoe mit einem erhöhten Risiko für Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen einhergehen. Eine Vielzahl an PatientInnen bemerkt selbst nichts von ihrer Schlafstörung, leidet aber unter einem andauernden Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung.
"Lache, und die Welt lacht mit dir. Schnarche, und du schläfst allein."
Anthony Burgess
Fazit
Schlaf ist nicht nur ein Elixier für Schönheit, sondern auch für eine gute Gesundheit grundlegend wichtig. Da eine Vielzahl an wichtigen Körperfunktionen nur während der Schlafphasen stattfinden können, wirkt sich Schlafmangel schnell auf unsere körperliche Verfassung aus. Schlafprobleme und psychische Leiden bedingen sich zudem oft gegenseitig und auch Schmerzen halten Betroffene regelmäßig vom Schlafen ab. An einigen Stellschrauben wie Schlafmangel als Nebenwirkung von Medikamenten, dem eigenen Lebenswandel, stressbedingten Schlafproblemen oder auch dem Schlafumfeld kann man leicht selbst etwas verändern. Daher sollte man versuchen, diese Faktoren frühzeitig zu verbessern, wenn Schlafprobleme auftreten.