Knochen stärken
31. Juli 2023
Alltägliche Redewendungen wie “das hat ihm das Genick gebrochen” weisen uns ganz klar darauf hin: Das Knochengerüst bildet die Struktur und den Grundstein des Körpers, es ermöglicht uns den aufrechten Gang und gibt unserem Körper die nötige Stabilität. Die Bedeutung von Knochen, die wir oft für unbelebte Bauteile halten, kann dabei gar nicht genug betont werden. Vielfältige Faktoren, wie das Alter, das spezielle Zusammenspiel von verschiedenen Hormonen in unserem Körper oder einfach familiäre Veranlagung beeinflussen die Gesundheit unserer Knochen. Zum Glück gibt es unabhängig davon aber eine ganze Menge Dinge, die wir tun können, um unsere Knochengesundheit zu stärken und Problemen wie Osteoporose oder Knochenbrüchen vorzubeugen.
Die Funktion der Knochen im Körper
Wenn wir an Knochen denken, sehen viele von uns das Gerippe aus dem Biologieunterricht oder die Überbleibsel von Dinosauriern im Naturkundemuseum vor uns. Das liegt daran, dass Knochen mit ihrem hohen Gehalt an Mineralstoffen den Teil des Körpers ausmachen, der nach dem Tod am längsten überdauert. Oft werden Knochen von daher für eine Art unbelebtes Bauteil des Körpers gehalten und das Knochenmark in ihrem Inneren, ihre dynamische Veränderung sowie ihre wichtige Funktion als Nährstoff-Depot des Körpers werden völlig vernachlässigt.
In Wahrheit werden Knochen ständig von Blut durchflossen und sind ein Speicher, in dem unser Körper Rücklagen an Calcium und anderen Mikronährstoffen anlegen kann. Dass Knochen mit Calcium zusammenhängen, dürfte dem einen oder der anderen aus Werbekampagnen der Milchindustrie bekannt sein, die vor allem im letzten Jahrhundert einen positiven Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Knochenstärke herstellen wollte. Der Körper braucht eine regelmäßige Versorgung mit Calcium, um die Funktion der Muskeln und des Energiestoffwechsels gleichmäßig aufrechterhalten zu können. Auch der körpereigene Säure-Basen-Haushalt wird mithilfe des Calcium-Speichers in den Knochen reguliert.
Neben der Funktion eines Depots für wichtige Stoffe im Körper gehört natürlich auch die stützende Funktion der Knochen zu ihren wichtigsten Aufgaben. Die Knochen bilden die Grundstruktur unseres Körpers, um die sich alles andere gestaltet, erlauben uns den aufrechten Gang und dienen als Hebel, mithilfe dessen wir unsere Kraft ausüben können. Gleichzeitig schützen sie beispielsweise im Brustraum unsere inneren Organe.
"Charakter ist in der moralischen Welt, was in der physischen das Knochengebäude."
Karl Julius Weber
Das Problem Osteoporose
Starke Knochen sind die Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben und einen aktiven Alltag. Leider lässt die Knochendichte bereits nach dem 30. Lebensjahr nach, unsere Knochen beginnen zu altern und ihre Stabilität nimmt natürlicherweise langsam ab. Diese natürlichen Veränderungen der Knochen sorgen dafür, dass ältere Menschen bei einem Sturz schneller einen Bruch erleiden, während jüngere Menschen damit keine Probleme haben.
Wirklich problematisch wird es, wenn Osteoporose, die auch als Knochenschwund bekannt ist, ins Spiel kommt. Diese Erkrankung trifft in Deutschland fast jede dritte Frau und jeden fünften Mann und hängt mit einem übermäßigen Abbau der Knochenmasse zusammen. Dadurch werden die Knochen weniger belastbar und können im fortgeschrittenen Stadium bereits bei leichter Beanspruchung brechen. Oft bleibt Osteoporose lange unerkannt, denn die Krankheit schreitet unbemerkt voran, bis es nach Jahren zum ersten Knochenbruch kommt. In Deutschland werden Schätzungen zufolge weniger als 25 % der Osteoporose-Betroffenen rechtzeitig behandelt. Um Osteoporose möglichst früh zu erkennen, sollte man im fortgeschrittenen Alter auch ohne Symptome regelmäßig zu einer Vorsorgeuntersuchung gehen. Dort kann eine Knochendichtemessung durchgeführt werden, die Rückschlüsse auf den Zustand und die Gesundheit der Knochen erlaubt.
Dass bei Frauen das Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken, besonders hoch ist, hängt mit dem Einfluss der Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen auf den Aufbau der Knochen zusammen. Beide stehen im Zusammenhang mit Bildung und Erhalt der Knochenmasse und sinken mit zunehmendem Alter ab. Besonders bei Frauen ist diese Veränderung in der Menopause stark spürbar und der altersbedingte natürliche Östrogenmangel erhöht das Risiko, an Knochenschwund zu leiden. Bei Männern dagegen nimmt das Testosteron in geringerem Ausmaß ab und sie haben weniger unter fragilen Knochen und komplizierten Brüchen zu leiden.
Magazin-Beitrag: Effektive Hilfe für gesunde Muskelng
Ein erhöhtes Risiko, sich bei einem Sturz etwas zu brechen, stellt aber leider nicht die einzige Auswirkung von Osteoporose dar. Oft geht sie im fortgeschrittenen Stadium auch mit starken Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit einher. Kommt es durch die geringe Knochendichte sogar zu Veränderungen der Wirbelsäule, kann eine Osteoporose sich zu einer ernsthaften Behinderung und Pflegebedürftigkeit auswachsen. Damit es nicht erst so weit kommt, kann man vorbeugend zum Glück so einiges für die Knochengesundheit tun.
Gesunde Knochen erhalten
Im Kampf gegen Osteoporose und für den Erhalt gesunder, belastungsfähiger Knochen ist Bewegung das A und O. Denn regelmäßige Belastung stärkt die Knochen: Wenn man sich bewegt, wird sanfter Druck auf die Knochen ausgeübt, die sich ganz leicht biegen. Dieser Druck kommt im Inneren der Knochen an und die Bildung von neuen Knochenzellen wird stimuliert. Außerdem helfen eine starke Muskulatur, ein gut geschulter Gleichgewichtssinn und eine geübte Koordination dabei, Stürze zu vermeiden und senken dadurch zusätzlich das Risiko von Knochenbrüchen. Wichtig ist es, die jeweils passende Form der Bewegung oder des Sports zu finden, die dem Alter, dem jeweiligen Gesundheitszustand und möglichen Vorerkrankungen gerecht werden und fordert, ohne zu überfordern.
"Der Mensch besteht aus Knochen, Fleisch, Blut, Speichel, Zellen und Eitelkeit."
Karl Julius Weber
Auch ernährungstechnisch kann man die Knochen stärken und einem übermäßigen Abbau zumindest entgegenwirken. So sind vor allem Mikronährstoffe wichtig für den Erhalt gesunder, kräftiger Knochen. Dazu zählen vor allem Calcium, das in den Knochen eingelagert wird, aber auch Vitamin D, das bei der Aufnahme und Verwertung von Calcium eine besondere Rolle spielt. Beide sind deshalb grundlegend für die Knochengesundheit. Weitere zur Erhaltung gesunder Knochen wichtige Mikronährstoffe bilden Vitamin C, Vitamin K sowie Zink und Mangan. Während die meisten Menschen durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Sonneneinstrahlung auf der Haut genug Vitamin D und Calcium bekommen, kann in Einzelfällen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ratsam sein. Das gilt vor allem für pflegebedürftige Menschen und Personen, die sich wenig bewegen und beispielsweise in Alters- oder Pflegeheimen leben.
Neben ausreichend Bewegung im Freien sind weitere Lebensstil-Entscheidungen, die einen Einfluss auf die Knochendichte und das Osteoporose-Risiko haben, die Ernährung, der Konsum von Zigaretten und Alkohol sowie ein altersgerechtes Wohnumfeld. Auch Medikamente, die das Risiko für Stürze und Brüche erhöhen, können zum Problem werden und man sollte nach möglichen Alternativen dafür suchen. Auch Schwindelgefühle und Sehbeeinträchtigungen wie Grauer Star können Stürze begünstigen und die Knochengesundheit negativ beeinflussen.
Fazit
Obwohl sie in ihrer Bedeutung für unseren Körper immer wieder unterschätzt werden, haben die Knochen gleich mehrere wichtige Funktionen. Sie bilden als strukturgebender Aspekt des Körpers den Grundstein für unseren Bewegungsapparat und dienen gleichzeitig als wichtiges Calcium-Lager, das der Körper je nach Bedarf erweitern oder darauf zurückgreifen kann. Nicht erst, wenn im Alter die Knochendichte abnimmt und es möglicherweise zu einer Osteoporose-Erkrankung kommt, sollte man sich mit den wichtigen Aufgaben der Knochen und ihrer Gesundheit auseinandersetzen. Auch in jungen Jahren kann man schon so einiges tun, um die Knochen zu stärken und gleichzeitig für ausgewogene, gesunde Körperfunktionen zu sorgen.