Glycerin – der wertvolle Zusatz in vielen Produkten des Alltags
Carl Wilhelm Scheele entdeckte im Jahr 1779 durch Verseifung seines Olivenöls den praktischen Alkohol Glycerin. Dreißig Jahre später erhielt Glycerin seinen Namen. Heute findet man diesen süßen Zusatz in Kosmetikartikeln, Lebensmittel, in der Medizin und in vielen weiteren Gebieten. Hier erfahren Sie die Wirkungsweise und wertvolle Tipps im Umgang mit dem Zusatz Glycerin.
Was ist Glycerin genau?
Eigentlich heißt dieser Zusatz Propan-1,2,3-triol. Gängiger ist aber die Bezeichnung Glycerol. Die Endung „ol“ identifiziert diesen Stoff als Alkohol, genauer als Zuckeralkohol. Er ist in allen natürlichen Ölen vorhanden und bindet die Feuchtigkeit in den verschiedenen täglichen Produkten. Für die Kosmetik- und Lebensmittelbranche ist dieser Zusatz nicht mehr wegzudenken. Als Frostschutz verfügen manche Insektenarten über diesen Zuckeralkohol im Blut, um den Winter mit niedrigen Temperaturen problemlos zu überstehen.
Was bewirkt Glycerin auf der Haut?
Durch die Eigenschaft Wasser in den Kosmetikprodukten zu halten, wird dieser Alkohol in vielen Produkten dieser Branche eingesetzt. Deshalb zählen Kosmetikartikel mit dem Zuckeralkohol als feuchtigkeitsspendend und wohltuend auf der Haut. Die Oberfläche der Haut benötigt einen Feuchtigkeitshaushalt von mindestens 20 %. Speziell bei extrem trockener oder älterer Haut hilft ein Produkt mit dem Zuckeralkohol, die Haut zart und weich zu halten. Die Elastizität wird erhöht und die Haut geglättet. Die Rötung der Haut oder Irritationen benötigen ebenfalls eine erhöhte Feuchtigkeit und diese Produkte aus der Kosmetik verhelfen zur Linderung.
Ist Glycerol schädlich?
Wie immer gilt: Die Menge macht’s. Da Glycerol ein Zuckeralkohol ist, kann eine erhöhte Konzentration des Stoffes die Haut irritieren und auch austrocknen. Deshalb ist darauf zu achten, ob die Menge dieses Stoffes nicht die empfohlene Dosis übersteigt. Menschen mit Hautkrankheiten, beispielsweise Neurodermitis, sollten besonders auf die Menge der Alkohole achten. Wenn alle Anwendungshinweise beachtet werden und den Zuckeralkohol nicht pur auf der Haut landet, schadet es nicht. Üblicherweise enthalten Kosmetikprodukte für die Haut nicht mehr als 6 % Glycerol/-in.
Wie wird Glycerin hergestellt?
Früher wurden vor allem tierische Fette bei der Verseifung zur Gewinnung verwendet. Inzwischen werden große Mengen bei der Herstellung von Biodiesel als Nebenprodukt gewonnen. Die Umesterung mit Methanol von pflanzlichen Ölen sorgt dafür, dass der Zuckeralkohol entsteht. Ebenfalls kann durch Fermentation Glycerol/-in gewonnen werden. Mithilfe von Gärung durch Hefe mit Sulfit kann die Glycerinherstellung erfolgen. Glycerol/-in ist in verschiedenen Reinheiten erhältlich.
Wie wird pflanzliches Glycerin hergestellt?
Wie bereits erwähnt, kann pflanzliches Glycerin auf verschiedene Arten hergestellt werden. Die gängigste Methode ist die Herstellung durch Verseifung von Pflanzenölen. Man kann eine kleine Menge pflanzliches Bio Glycerin auch selbst auf diese Art gewinnen. Das gewünschte Öl erhitzen und mit Natronlauge vermengen. Durch Eindicken bei der optimalen Temperatur und der Zugabe von Salz erhält man eine geringe Menge an Zuckeralkohol, die abgeschöpft werden kann.
Beim Hantieren mit chemischen Elementen ist es wichtig, auf die Schutzkleidung Wert zu legen. Der Einfachheit halber kauft man Glycerol/-in als Rohstoff oder verwendet Produkte mit diesem Zusatz.
Glycerin findet man in vielen Produkten des Alltags:
Kosmetik
In der Kosmetikbranche verhilft der Zusatz dazu, die Feuchtigkeit zu erhalten. Produkte wie Shampoos, Hautcremes, Duschgele, Lippenbalsam und Make-up Artikel sind nur wenige Anwendungsgebiete. Der Zusatzstoff verleiht Haut und Haar Glanz und verhindert das Austrocknen.
Zusätzlich zu Tensidprodukten in manchen Reinigungskosmetika wirkt Glycerol/-in lindernd bei Irritation und hilft gegen Rötungen. Bei Anti-Age Produkten reduziert das Glycerin Falten und sorgt für Frische und Elastizität. Eine wichtige Anwendung findet sich in der Zahnpasta. Hier sorgt der Stoff dafür, dass die Paste weich bleibt und der Geschmack verbessert wird.
Lebensmittel
Unter dem chemischen Titel E422 findet man pflanzliches Glycerin in vielen Lebensmitteln. Schokoladehaltige Mittel, wie Kekse und Riegel, weisen eine kleine Menge davon auf. Manche Trockenfrüchte sind damit überzogen, beispielsweise Datteln. Fleischfertigprodukte sind ebenfalls mit E422 versehen. Es hilft den Lebensmittelherstellern, Produkte anzubieten, die nicht so schnell austrocknen und länger genießbar bleiben. Der allseits beliebte Weingummi bleibt mit pflanzlichem Glycerin ebenso genießbar, wie andere Süßigkeiten.
Haushalt
Viele Menschen fügen dem Wasser des Weihnachtsbaums Glycerol/-in hinzu. Das soll helfen, den Baum länger frisch zu halten und das Nadeln zu verzögern. Ebenfalls zu Anwendung kommt der Zusatz bei Schuhcremes, um Leder geschmeidig zu halten. Als Kinderprodukt enthält die Seifenblasenflüssigkeit Glycerol/-in, damit die besten Seifenblasen gelingen. Maler freuen sich über Aquarellfarben, die durch den Zusatz nicht so schnell austrocknen. Glasreiniger und andere Putzmittel verhelfen mit dem Alkohol zu strahlendem Glanz. Das Enteisen von Kühlschrank und Gefrierfach ist mit dem Glycerol/-in einfacher zu bewerkstelligen.
Technik
Jeder hat es im Auto, vor allem im Winter: Frostschutzmittel. Auch hier ist der Zuckeralkohol ein Bestandteil. Ebenso in Weichmachern und diversen Schmierstoffen findet man diesen Stoff. Zur Herstellung von Mikrochips und Kunststoffen wird er in Verbindung mit anderen chemischen Stoffen verwendet.
Die Vielseitigkeit des Zusatzes bietet der Industrie viele Möglichkeiten. Erforscht wird außerdem, ob der Zuckeralkohol für die Autoindustrie weitere Vorteile bieten kann. Zusätzliche Anwendungsgebiete sind in der Medizin und in der Landwirtschaft.